Life by bicycle

Radfahren & Mountainbiken in den Dolomiten

Dolomiten-Radweg: Italiens schönste Fahrradroute

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Uta Schulz

Unser Sommerurlaub bestand dieses Jahr aus einem Fahrrad- und Wanderurlaub in den Sextner Dolomiten. Unsere Räder hatten wir nicht dabei, denn vor Ort konnten wir Fahrräder aller Art mieten und die unterschiedlichsten Touren unternehmen: vom familienfreundlichen Bahntrassen-Radweg durch atemberaubende Bergpanoramen über MTB-Routen durch den Wald bis hin zu Rennradtouren ist in den Dolomiten alles möglich. Wir haben den bekannten Dolomiten-Radweg und die Drei-Zinnen-Tour ausprobiert und die GPX-Dateien zusammen mit Fernradwegen durch die Dolomiten hier zum Herunterladen zusammengestellt.

Auf der interaktiven Karte kannst du die Anfahrtsrouten (Radfernwege), unsere Tour und weitere Routen sehen.

Fernradwege durch die Dolomiten

Wer mit dem Rad durch die Dolomiten will, hat gute Karten. EuroVelo 7, die Sonnenroute vom Nordkap nach Malta, führt direkt hindurch. Von Salzburg in Österreich verläuft der EV 7 zunächst direkt nach Süden und biegt dann bei Spittal an der Drau nach Westen auf den Drauradweg ab. Dann geht's durch das Pustertal und an der Eisack entlang über Bozen weiter nach Süden durch das Etschtal nach Trient.

Der München-Venedig-Radweg dagegen biegt im Pustertal bei Toblach in Richtung Drei Zinnen nach Süden ab und folgt genau dem Bahntrassen-Radweg E1 Toblach-Cortina d'Ampezzo-Calalzo di Cadore, der auch Ciclabile delle Dolomiti und Lunga Via delle Dolomiti genannt wird.

Der Drauradweg verbindet den EuroVelo 7 bzw. den München-Venedig-Radweg mit dem EuroVelo 9, der Ostsee-Adria-Route. Auf dieser offiziellen Website des Drauradwegs findest du genaue Informationen.

Cycleways into Dolomites

Von Westen aus sind die Dolomiten über die Via Claudia Augusta zu erreichen. Die Via Claudia Augusta von Augsburg nach Venedig führt über Meran nach Bozen und Trient. Im Etschtal südlich von Bozen kannst du auf der Alten Fleimstaler Bahntrasse und dem anschließenden Fiemme- und Fassatal-Radweg nach Osten ins Herz der Dolomiten radeln. Rosengarten und Sellagruppe erwarten dich.

Fahrrad mieten oder Fahrradtransport?

Fahrrad ausleihen

Die Dolomiten sind touristisch erschlossen. Du kannst an vielen Stellen Fahrräder aller Art ausleihen. Wir hatten am Campingplatz Misurina eine automatische Ausleihstation für E-Bikes direkt vor der Nase. Diese Station gehört zum Netz 3Cime Bikesharing mit mehreren Stationen zwischen der Auronzo-Hütte am Fuße der Drei Zinnen (spektakulär, nicht verpassen) bis nach Calalzo di Cadore.

3Cime Bikesharing stations

Einfach die App Bicincitta herunterladen, Kreditkarte hinterlegen, Guthaben aufladen und losradeln. So die Werbung. In der Realität mussten wir früh da sein, um ein Bike zu bekommen und die Fahrräder sehr genau anschauen: Ist der Akku überhaupt voll? Funktioniert die Schaltung? Ist der Lenker gerade und mittig? Macht der Motor komische Geräusche? Außerdem war es schwierig, die Räder aus der Halterung zu bekommen, da sie durch angespülte Erde teilweise zu hoch standen und der Zapfen im Ständer klemmte.

Wenn du das Rad einmal aus der Halterung herausgenommen hast, beginnt die erste Stunde mit 3 Euro zu laufen. Jede weitere Stunde kostet 2 Euro. Das ist im Vergleich mit den umliegenden Ausleihservices in Misurina billig; ein E-Mountainbike gab es dort für 50 Euro pro Tag. Ein normales Mountainbike haben wir in Cortina d'Ampezzo für 25 Euro pro Tag bekommen.

Für die 2 €/h bekamen wir bei 3Cime Bikesharing ein großes Fahrrad (L) mit Federgabel und 47 mm Reifen. Alles in allem eine praktikable Lösung, wenn du kein Fahrrad dabei hast.

Fahrradtransport

Die touristischen Shuttlebusse durch die Dolomiten müssen rechtzeitig gebucht werden, sie sind im Sommer voll. Es ist sehr schwierig, Informationen zur Fahrradmitnahme zu finden, besonders wenn du kein Italienisch kannst. Als wir unsere leeren E-Bikes zurück nach Misurina transportieren mussten, haben wir ein Taxi genommen (55 Euro).

In der folgenden Abbildung bekommst du einen Überblick über die Anreisemöglichkeiten mit Bus und Bahn. Du findest die PDF (in Italienisch) auf der Website Ciclabiledolomiti.com.

Buses and trains at 3Cime-Loop-Dolomites

Drei-Zinnen-Radtour

Nun zu unserer ersten Tour. Wir sind von unserem Zeltplatz in Misurina aus gestartet. Dort war eine Ausleihstation. Alternativ kannst du auch mit dem Dolomiti-Bus hoch an den Fuß des Drei-Zinnen-Massivs fahren (15 min, 4 Euro) und dir dort ein 3Cime Bike aus der Station nehmen - wenn noch eins da ist (siehe App). Dann kannst du die spektakuläre Aussicht von den Drei Zinnen genießen und hast noch mehr Höhenmeter für die Talfahrt. Um genau zu sein 580 Höhenmeter, denn die Auronzo-Hütte am Fuße der Drei Zinnen liegt auf 2340 m und der Zeltplatz in Misurina auf 1760 m.

Nun, wir waren bereits um die Drei Zinnen gelaufen und hatten den Klettersteig #117 zur Fonda-Savio-Hütte gemacht (sehr empfehlenswert!) und ersparten uns den Verkehr auf der touristischen Bergstraße. Ab Misurina verläuft der Radweg nämlich nahezu autofrei bis Auronzo. 930 m Talfahrt auf grobem Dolomiten-Schotter durch den Wald nach Auronzo erwarten uns, oftmals mit 15% Gefälle.

Von Auronzo fahren wir weiter nach Süden durch den Wald. Der Fahrradweg ist nun mehr ein Waldweg mit vielen gröberen Steinen und Steigungen von über 15%, die ich ohne Elektromotor am Rad geschoben hätte. Das Stück ist aber nur kurz, etwa 2 km. Dann fahren wir bis zum Beginn der Bahntrasse in Calalzo di Cadore auf einer ruhigen Straße. Im malerischen Lozzo machen wir Mittagspause.

Lunch break in Lozzo

In Calalzo di Cadore finden wir uns plötzlich auf dem Bahntrassen-Radweg Lunga Via delle Dolomiti oder auch Ciclabile delle Dolomiti wieder. Asphaltiert windet sich der perfekte Radweg mit konstanter Steigung durch das bemerkenswerte Bergpanorama. Urlaub pur.

In Pieve finden wir eine 3Cime Bikesharing Station mit mehreren Rädern. Weil Mennos Motor komische Geräusche macht, nimmt er jetzt mein Rad - der Akku hat noch 4 von 5 Strichen. Es ging schließlich meist bergab. Ich nehme ein Rad mit kürzerem Vorbau, das etwas weniger zu groß für mich ist. Leider bemerke ich zu spät, dass der Lenker aus der Mitte steht. Ein Imbusschlüsselset wäre jetzt praktisch. Haben wir aber nicht. So fahre ich mit einer Hand auf der Lenkstange und der anderen auf dem Griff.

Die 4 von 5 Striche für die Akkuladung an Mennos Rad verwandeln sich plötzlich sehr schnell in 3 von 5, 2 von 5 und dann schaltet die Steuerung in den Überlebensmodus, sodass der Motor nur noch minimal mithilft. Der Widerstand ist ziemlich hoch und das Fahrrad zudem schwer. Es geht jetzt ständig leicht bergauf und Menno schafft schwitzend 11 km/h.

Wir hatten uns vorgestellt, die Räder in Cortina d'Ampezzo noch einmal zu wechseln. Dort ist aber keine Station. Wir haben uns geirrt. Die nächste Station ist Misurina, wo wir am Morgen gestartet sind, 14 km Luftlinie. Die kürzeste Route führt über die Bergstraße südlich am Monte Cristallo entlang. Beliebt bei Rennrad-Climbern, ausgeschlossen mit einem E-Bike ohne Akku. Wir müssen ein Taxi nehmen, um die Räder wieder in einer Station einloggen zu können. Andernfalls zahlen wir weiterhin 2€/h pro Rad.

Glücklicherweise ist das Taxi schnell gefunden und der Fahrer flexibel genug, um 2 schwere E-Bikes hilfsbereit in seinem Van zu verstauen. Der Taxifahrer hat zu Hause auch ein E-Bike. Kein Akku hält mehr als 70 km durch, nicht hier, sagt er uns, seiner halte etwa 50 km in den Bergen. 83 km findet er schon gut. Nach 83 km, 1800 m hoch und 2360 m runter, fahren wir also mit dem Auto zum Zeltplatz in Misurina zurück.

Dolomiten-Radweg: alte Bahntrasse Cortina d'Ampezzo-Toblach

Alte Cortina d'Ampezzo Zug

Die Bahnlinie wurde im ersten Weltkrieg für militärische Zwecke sowohl auf österreichischer als auch auf italienischer Seite gebaut, um eine einfachere Verbindung zu den jeweiligen Hauptbahnlinien zu gewährleisten. 1929 wurde die Bahnlinie elektrifiziert und 1956 für die Olympischen Winterspiele in Cortina d'Ampezzo modernisiert. 1964 wurde der Betrieb der Bahn jedoch eingestellt. Heute können Radfahrer die Strecke nutzen, um das fantastische Panorama der Dolomiten autofrei und ohne schweißtreibende Bergfahrt zu genießen.

Der Dolomiten-Radweg verbindet den Drauradweg bzw. den EuroVelo 7 in Toblach mit dem Piave-Tal nach Süden Richtung Venedig. Er ist Teil des München-Venedig-Radwegs. Eine Variante des Dolomiten-Radwegs ist bis Feltre im Süden ausgeschildert, weist allerdings deutlich stärkere Steigungen auf als der tatsächliche Bahntrassen-Radweg. In Feltre trifft die Route auf die Via Claudia Augusta von Augsburg nach Venedig.

Ausgeschilderter Dolomiten-Radweg mit Infos zur Kriegsgeschichte

Wir beginnen den zweiten Versuch unserer Misurina-Runde in Cortina d'Ampezzo, wo unsere Tour zuvor mit einer Taxifahrt geendet hatte. Inzwischen sind wir auf den Campingplatz Dolomiti nahe Cortina umgezogen und können zum Fahrradverleih laufen. Für 25 Euro leihen wir uns je ein Mountainbike (Hardtail) aus. Der Verleih an der Faloria-Seilbahn hat Focus-Räder. Das gefällt mir, denn mein eigenes zuverlässiges Tourenrad von 2013 ist auch ein Focus. Die 56 mm Reifen versprechen eine komfortable Fahrt. Die Altus-Shimano-Schaltung reicht aus, nicht nur für die Bahntrasse, sondern auch für die Bergfahrt hoch nach Misurina, wie sich später zeigt.

Unsere Tour führt uns auf dem Dolomiten-Radweg mit stetiger Steigung nach Norden aus Cortina d'Ampezzo raus über feinen Schotter in den Wald hinein. Es ist wirklich idyllisch. Hinter jeder Kurve wartet eine neue schöne Aussicht auf Berge, auf einen Fluss oder Wald und Wiesen.

Am Cimbanche-Pass machen wir Pause und essen auf der Wiese neben dem Imbiss unsere Brote. Nun geht der Dolomiten-Radweg bergab bis Toblach. Da wir aber unsere Runde nach Misurina schließen wollen, fahren wir nur bis Schluderbach und biegen dann nach Süden auf die Bergstraße nach Misurina ab. Zunächst versuchen wir noch auf dem Waldweg und im Flussbett zu fahren, müssen aber bald zurück auf die Straße. 300 m Steigung auf 5 km. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Nach 45 schweißtreibenden Minuten (insgesamt 3,5h und ca. 1000 Höhenmeter) lassen wir uns im Café am Zeltplatz von Misurina ein Eis schmecken. Unsere Runde ist geschafft! Wir fahren in der halben Zeit genau so zurück, wie wir gekommen sind.

Vinschgau-Radweg und Etschtal

Der Vinschgau-Radweg von Reschen nach Meran und der Etschtal-Radweg von Meran nach Bozen und Trient sind Teil der Via Claudia Augusta (Augsburg-Venedig, siehe Routen zum Herunterladen). Beginn ist der Reschenpass auf 1500 m Höhe an der Grenze zwischen Österreich und Italien. Aus dem Reschen-Stausee schaut die Kirchturmspitze des versunkenen Dorfes Alt Graun heraus. Kleine Orte, Auenlandschaft, Obstanbaugebiete und der Nationalpark Stilfser Joch zählen zu den Höhepunkten der Route. Was hat das jetzt mit den Dolomiten zu tun? Der Radweg dient als Anfahrtsroute für die beiden folgenden Routen zu der bekannten Rosengarten-Berggruppe und der Seiser Alm.

Radweg Fleimstaler Bahntrasse, Val di Fiemme und Fassatal

Zwischen Bozen und Trient führen diese beiden aneinander anschließenden Radwege von Auer nach Osten direkt ins Herz der Dolomiten. Auf dem Radweg der ehemaligen Fleimstal-Bahntrasse überwindest du auf konstanter Steigung 900 Höhenmeter. Die etwa 30 km lange Strecke führt durch Weinbaugebiete, Tunnel und über Viadukte. Nach dem Pass in San Lugano geht es auf Schotter nach Molina die Fiemme, wo sich der zweite Radweg anschließt. Der Radweg durchs Fleims- und Fassatal ist asphaltiert. Im Fassatal gibt es einige Steigungen, insgesamt sind auf 48 km 650 Höhenmeter zu überwinden. Im letzten Drittel ist bereits der Rosengarten zu erkennen.

Rosengarten und Seiser Alm sind allerdings auch vom EuroVelo 7 zwischen Bozen und Klausen gut zu erreichen.


Wie du siehst, haben die Dolomiten für jeden etwas zu bieten, ob MTB, E-Bike mit Familie oder Rennrad. Es gibt autofreie Routen für Geschichtsliebhaber, für Naturfreunde und Weintrinker. Selbst für die Durchreise mit dem Tourenrad ist über Radfernwege gesorgt. Keine Angst vor den Bergen also...

Schwing dich aufs Fahrrad, teile die schönsten, die sichersten, die kürzesten, längsten oder praktischsten Fahrradrouten mit anderen. Sprich über Fahrradreisen. Verschenk' mal ein Rad oder einen Fahrradtag! Gib einfach nicht auf, bis alle Fahrrad fahren. Denn Fahrradfahren macht glücklich.

Die Karten in diesem Artikel wurden mit MapHub unter Verwendung der Karte OpenCycleMap (lizenziert unter ODbL) erstellt.


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